Die Einreise in ein fremdes Land ist selten angenehm. Je nachdem, an welche Zollbeamte man gerät, kann diese schon bei rein touristischen Absichten eher einem Verhör gleichmuten. Für Menschen, die jedoch aufgrund ihrer wirtschaftlichen Lage, Verfolgung oder Krieg flüchten müssen und sich eine bessere Zukunft in einem fremden Land erhoffen, kann die Einreise bisweilen traumatische Folgen haben, denn oft sind keine Übersetzer anwesend, welche zwischen den Behörden und Geflüchteten vermitteln. „Zu teuer“ lautet hier oft das erste Argument, doch dass Missverständnisse an der Grenze meist zu erheblichen Mehrkosten führen, wird nicht bedacht – ganz zu Schweigen von den oft folgenden Verletzungen der Menschenwürde.
Beliebtes Beispiel: Das Einwanderungsland USA
Die USA sind und waren schon immer ein Einwanderungsland. Menschen aus der ganzen Welt erhoffen sich bis heute bessere Aufstiegschancen und eine sicherere Zukunft. Vor allem aus Mexiko und anderen mittel- und südamerikanischen Ländern strömen Menschen regelrecht über die Grenze – oft illegal und unter widrigen Bedingungen. Doch auch diejenigen, welche es auf dem legalen Weg über die Einwanderungsbehörden versuchen, werden vor große Herausforderungen gestellt, denn die Sprachbarriere und oft verständnislose Arbeitsweise der Behörden führen zu drastischen Folgen für geflüchtete Familien. Während es mittlerweile zwar immer mehr Übersetzer für Spanisch an den Grenzen gibt, welche die mexikanischen Einwander unterstützen, werden Minderheiten von dort oft vernachlässigt. Die Maya – eine indigene Bevölkerungsgruppe in Südamerika – bestehen aus verschiedensten Volksstämmen, welche 22 verschiedene Sprachen sprechen – die untereinander nicht verständlich sind. Viel zu viel Aufwand, für jede Sprache also eine/n Übersetzer anwesend zu haben, handelt es sich, an der Gesamtzahl gemessen, doch um eine eher kleine Zahl, welche weder des Spanischen noch des Englischen mächtig ist. Doch die Einzelschicksale dahinter werden vernachlässigt. Einzelschicksale, die Aufgrund der immensen Bevölkerungszahlen und dem großen Zustrom an Einwander, die es in den USA gibt, kaum noch als solche bezeichnet werden können.
Missverständnisse führen zu folgenschweren Entscheidungen
Die Aufgabe von Einwanderungsbehörden ist es, zu kontrollieren, wer ein Land betreten darf und wie lange sich diese Person dort aufhalten darf. Vor allem bei Personen, welche sich ein neues Leben aufbauen möchten, sind die Behörden hier vorsichtig, denn illegale Tätigkeiten oder Profit durch falsche Angaben bei der Einreise sollten natürlich möglichst verhindert werden. Dies führt jedoch zwangsläufig dazu, dass oft alle Geflüchteten unter Generalverdacht gestellt werden – denn sie passen meist ins Profil. Ein niedriger sozialer Status mit wenig Perspektiven – quasi prädestiniert, um auf die Schiefe Bahn zu geraten. Fehlende Unterstützung – eben durch das Bereitstellen von Übersetzer, welche die Einreisenden über Rechte und Pflichten aufklären könnten – fördert dieses Problem jedoch nur. Dieser Generalverdacht hat jedoch auch weitere weitreichende Folgen: Durch eingeschränkte Sprachkenntnisse und mangelndes Verständnis für Kultur und Gegebenheiten des Herkunftslandes werden oft Dinge angenommen, welche nicht den Tatsachen entsprechen. So kommt es oft zu Missverständnissen, wenn beispielsweise bei mitreisenden Kindern gefragt wird, ob für deren Geburtsurkunde bezahlt wurde. Hintergrund: In den USA ist die Ausstellung einer Geburtsurkunde kostenlos, in vielen südamerikanischen Ländern wird eine Gebühr fällig. Für die Einreisenden lautet die Antwort also eindeutig „Ja“, denn für eine legitime Geburtsurkunde muss in ihrem Land bezahlt werden – alles rechtmäßig also. Dieses „Ja“ wird von den US-amerikanischen Beamt/innen jedoch gerne so ausgelegt, dass eben dafür gezahlt wurde, eine Fälschung zu erhalten und es sich so beispielsweise gar nicht um das eigene Kind handelt – Verdacht auf Menschenhandel. Dies führt dazu, dass Eltern und Kinder nicht selten getrennt werden und die Kinder für Monate oder gar Jahre in Heime kommen, ohne dass sich weiter darum gekümmert wird. Die Eltern erfahren oft viel später und nur mit der Hilfe von ehrenamtlichen Helfer und Anwält, was genau passiert ist – insofern sie überhaupt von der Möglichkeit erfahren, sich Hilfe zu holen. Daraus entstehen oft Gerichtsverfahren, welche sich über Monate ziehen – mit unsicherem Ausgang.
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An diesem Beispiel zeigt sich, wie essenziell Übersetzer bei der Einreise von vor allem Geflüchteten sind. In Anbetracht der Verletzung der Menschenwürde und dem schlechten Umgang mit den Menschen bei der Einreise sollte die Kostenfrage also eigentlich gar nicht erst gestellt werden – wer aber dennoch damit argumentiert, der sollte bedenken, dass Gerichtsverfahren oder die Unterbringungskosten für zu Unrecht von ihren Familien getrennte Kinder wesentlich höher ausfallen dürften – ganz zu schweigen von eventuellen gesundheitlichen Folgeschäden durch die enormen psychischen Belastungen. Die Bereitstellung von Übersetzer auch für Minderheiten und die Sensibilisierung von Beamt/innen der Einwanderungsbehörden für Gegebenheiten in anderen Ländern sollte also eigentlich Grundvoraussetzung für einen modernen Rechtsstaat sein. Das gilt nicht nur für die USA, sondern auch jedes andere Land.
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